Petition: Widerstand gegen die Digitalisierung der Kinderwelt wächst
Unsere Kinder hängen immer länger an ihren Smartphones und verfallen zunehmend in Depressionen. Eines von fünf Kindern erlebt Cybermobbing. Diese Entwicklung wollen drei Unternehmerinnen und Mütter aus Küssnacht und Zollikon nicht länger zulassen und haben eine an Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider gerichtete Petition lanciert. Diese verbreitet sich rasant. Hilf bitte auch du mit, das Anliegen zu verbreiten.
Offenbar rennen die Unternehmerinnen Nina Fehr Düsel, Friederike von Waldenfels und Angelika Hernandez-Dorendorf offene Türen ein. Vor gerade einer Woche haben die drei die Petition «Schützt unsere Kinder – Likes sind kein Kinderrecht» online gestellt. Innert Wochenfrist ist sie schon von über 6’000 besorgten Menschen unterzeichnet worden. Geht es in diesem Tempo weiter, ist das Ziel, 100’000 Unterschriften zusammenzutragen, in Griffnähe.

«Ich unterstütze die Aktion politisch, auch im Nationalrat», sagt Fehr Düsel. Von Waldenfels und Hernandez-Dorendorf sind Mitglieder von «NextGen4Impact», einem Verein, der sich für gesunde Schüler einsetzt.
Die Unterzeichnenden fordern ein Verbot für Kinder, sich in Sozialen Medien aufzuhalten. Der Zugang soll erst ab dem 16. Altersjahr möglich sein. Wie beim Alkohol-, Zigaretten- und Glücksspiel-Jugendschutz.
Soziale Medien, das digitale Dopamin
Zu radikal? Nein, argumentiert Juristin und Nationalrätin Nina Fehr Düsel (SVP). Das Suchtpotenzial der Sozialen Medien ist enorm. Kinder wachen mit dem Handy auf und schlafen mit TikTok ein. «Wir sehen Kinder, die still leiden – und nicht mehr leben wollen. Kinder, die sagen: „Ich fühle mich leer, wenn ich nicht scrolle.“ Und die nicht mehr wissen, wie sich echte Nähe anfühlt.»
Deshalb plädieren die drei Mütter und Unternehmerinnen für eine Altersgrenze von 16 Jahren. Zahlreiche Studien geben ihnen Recht:
- Jugendliche in der Schweiz verbringen über 32 Stunden pro Woche an Bildschirmen (JAMES-Studie, ZHAW 2022)
- Suizid ist die häufigste Todesursache bei Jugendlichen zwischen 15 bis 24 Jahren (BFS, 2023)
- 1 von 5 Jugendlichen erlebt Cybermobbing (ZHAW, 2022)
- Laut WHO leiden 18 Prozent der 10 bis 14-Jährigen unter klinisch relevanten psychischen Belastungen
- Eine Studie (Twenge, 2023) zeigt: Social Media erhöht das Risiko für Depressionen und Suizidgedanken um 70 Prozent, vor allem bei Mädchen
- Stanford-Professorin Dr. Anna Lembke: Social Media wirkt auf das Gehirn wie Glücksspiel – mit echtem Dopamin-Crash beim Like-Entzug
- Für Kinder unter 14 Jahren geben Soziale Medien keinen nachweisbaren Nutzen, nur Risiken.
An ihrer ersten Pressekonferenz als Bildungsdirektorin des Kantons Aargau berichtet Martina Bircher, dass sie in ihren ersten 100 Tagen im Amt den Namen «Tablet-Kind» kennen lernen musste. Es ist die Bezeichnung für Kindergärtler und Erstklässler, deren Sprachentwicklung verzögert ist. In Birchers Wohngemeinde Aarburg zeigt sich eine beängstigende Entwicklung. Inzwischen haben über 50 Prozent aller Kinder in der Gemeinde einen Frühförderbedarf in Deutsch. Ursache dafür ist sicher die Migration, aber auch das «Parkieren» der Kinder am Handy und am Computer.
Andere Länder, andere Aufmerksamkeit
- Australien hat im November 2024 ein Gesetz verabschiedet, das Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu sozialen Netzwerken wie TikTok, Instagram, Facebook und X (ehemals Twitter) verbietet. Die Plattformbetreiber sind verpflichtet, effektive Altersverifikationssysteme zu implementieren. Bei Nichteinhaltung drohen Geldstrafen von bis zu 50 Millionen australischen Dollar. Das Gesetz tritt im Dezember 2025 in Kraft.
- Frankreich hat im Juni 2023 ein Gesetz erlassen, das von sozialen Medien verlangt, das Alter der Nutzer zu überprüfen und für unter 15-Jährige die Zustimmung der Eltern einzuholen. Das Gesetz ist aber noch nicht in Kraft getreten, da es auf die Zustimmung der Europäischen Kommission wartet.
- China hat bereits 2021 Massnahmen eingeführt, um den Zugang von Minderjährigen zu sozialen Medien zu beschränken. Kinder unter 14 Jahren dürfen beispielsweise nicht mehr als 40 Minuten pro Tag auf Douyin (der chinesischen Version von TikTok) verbringen. Zudem ist eine Identifizierung über ein Ausweisdokument erforderlich.
«Unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, in der Likes, Filter und ständige Vergleiche ihr Selbstbild formen – oft bevor sie überhaupt gelernt haben, wer sie wirklich sind», heisst es in der Petition von Düsel, Hernandez-Dorendorf und von Waldenfels. Da bahne sich eine stille Krise an, die wir nicht länger ignorieren dürfen.
Das Lehrernetzwerk Schweiz hat die Gefahr der Digitalisierung der Kinderwelt erkannt und setzt sich für einen massvollen Umgang ab der Sekundarschule ein.
Unterstütze die Petition mit einem Klick zur
- Einführung einer gesetzlichen Altersgrenze von 16 Jahren für Social Media – analog zu Alkohol, Tabak oder Glücksspiel
- Unterstützung einer nationalen Präventions- und Aufklärungsstrategie für Eltern, Schulen und Kinder
- Implementierung einer Altersverifikation, die Plattformen müssen sich künftig dazu verpflichten.
Uns ist klar: Kinder brauchen keine Likes, um sich wertvoll zu fühlen, sondern die Zuwendung der Eltern und echte Freunde im Leben, die Mut haben, Verantwortung zu übernehmen.
Daniel Wahl
Geschäftsleiter Lehrernetzwerk Schweiz




