Unsere neue Vizepräsidentin stellt sich vor
An der Mitgliederversammlung vom 5. April 2025 in Schöftland wurde die 30-jährige Kindergartenlehrerin Johanna Mejri in den Vorstand des Lehrernetzwerks gewählt. Der Vorstand hat Johanna nun mit dem Amt der Vizepräsidentin betraut. In ihrem ersten Interview in ihrer neuen Funktion gibt Johanna Auskunft über ihre Werte und ihre Motivation, sich in unserem Netzwerk einzubringen.

Liebe Johanna, als erstes gratulieren wir dir zur einstimmigen Wahl in den Vorstand. Was hat dich bewogen, im Vorstand des Lehrernetzwerks Schweiz mitzumachen?
Als erstes möchte ich mich ganz herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen aller Mitglieder vom Lehrernetzwerk bedanken, welche die Wahl in den Vorstand möglich gemacht haben. Bereits in der frühen Coronazeit wurde ich auf das Lehrernetzwerk aufmerksam. Was mich an diesem Verein als besonders beeindruckt hat, war dieser grosse Mut, sich für das Wohl der Kinder einzusetzen. Einerseits den Mut des Vorstandes, welcher bereits damals in der Öffentlichkeit Gesicht gezeigt hat, aber andererseits auch den Mut der Mitglieder, welche alle eine einzigartige Geschichte zu erzählen hatten, wie sie auf ihre individuelle Art grossen Mut bewiesen haben und sich für das Wohl der Kinder eingesetzt haben. Und ich glaube, diesen Mut und dieser Wille, Bereiche an unserem Bildungssystem öffentlich, aber doch auch konstruktiv zu kritisieren, macht das Lehrernetzwerk aus und führt schlussendlich auch zu den Erfolgen. Da ich selber Lehrerin, Mutter schulpflichtiger Kinder und auch noch im operativen Bereich der Schule tätig bin, ist es mir ein besonderes Anliegen unsere Volksschule zu stärken und im positiven Sinne weiterzuentwickeln.
Worauf freust du dich am meisten an dieser neuen Aufgabe?
Ich freue mich auf viele spannende Begegnungen und Gespräche mit Lehrerinnen und Lehrern, Politikern und Eltern, so dass wir gemeinsam wieder das Wohl unserer Kinder in den Fokus unseres Bildungssystems setzen können.
Was sind persönliche Anliegen, die du in den Vorstand hineintragen möchtest?
Einerseits finde ich es wichtig, dass die Ausbildung an den Pädagogischen Hochschulen mehr diskutiert wird. Denn momentan geht dieser Studiengang eigentlich am Lehrberuf vorbei. Der Lehrberuf wird verakademisiert, Praxiserfahrungen fehlen praktisch komplett. Immer mehr dominieren staatliche Ideologien und wirtschaftliche Interessen bereits die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer, was mit der fehlenden Praxiserfahrung keiner würdigen Ausbildung für den Lehrerberuf entspricht.
Andererseits finde ich es wichtig, dass sich die Lehrpersonen, Eltern und Interessierten sich regional wieder mehr vernetzen und austauschen, um auch regional Veränderungen bewirken zu können. Dies ist in unserer schönen Schweiz besonders wichtig, da jeder Kanton wieder andere Gesetzte und Regeln hat.
Du bist selber Kindergartenlehrerin, hast aber auch drei Kinder. Wie stehts aktuell um unser Bildungssystem? Wo gibt es den grössten Handlungsbedarf?
Ich denke, es gibt zwei grosse Bereiche, wo dringend Handlungsbedarf besteht, damit sich die Lehrpersonen wieder auf ihr Kerngeschäft, das Unterrichten fokussieren können und für die Schülerinnen und Schüler eine lernfreundliche Atmosphäre möglich ist. Einerseits sehe ich im integrativen Schulmodell eine grosse Schwierigkeit. Ich bin der Meinung, dass die Integration in den meisten Fällen für alle Beteiligten keine gewinnbringende Situation ist. Die Lehrperson kann noch weniger allen Schülerinnen und Schüler gerecht werden, die zusätzlichen Assistenzen, Heilpädagogen etc. bringen eine grosse Unruhe ins Klassenzimmer und die Schülerinnen und Schüler können sich so nicht in den Unterricht vertiefen. Deshalb sollten unbedingt wieder Klassen eingeführt werden, wo fremdsprachige Kinder oder Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen wieder seperativ beschult werden.
Andererseits finde ich den aktuellen Lehrplan21 kein gutes Instrument für unsere Volksschulen. Mit Hunderten von formulierten Kompetenzen legt er fest, was die Kinder können sollten, ohne einen wirklichen Rahmen zu bieten. Dies führt unweigerlich zu einem Stoffabbau und der Auflösung bewährter Strukturen.
Du bist nebst deiner Aufgabe als Kindergärtnerin und Mama auch noch in einer Exekutivbehörde und nun im Vorstand des Lehrernetzwerks. Wie bringst du das alles unter einen Hut? Woher nimmst du diese grosse Energie?
Das sind tatsächlich einige verantwortungsvolle Aufgaben, die ich jedoch alle mit grosser Freude und Begeisterung ausübe. Und ich glaube, sobald man etwas mit Freude und Engagement macht, hat man auch die Energie dafür. Zudem habe ich grossartige Unterstützung aus der Familie, damit ich genügend Zeit habe, um mich allen Aufgaben zu widmen.
Du wurdest für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. Wenn du in die Zukunft schaust: Wo steht das Lehrernetzwerk in vier Jahren?
Ich denke in Zukunft wird sich das Lehrernetzwerk in gewissen Prozessen noch mehr professionalisieren und auch die Bekanntheit und den Einfluss in der Politik werden noch zunehmen, so dass wir als Verein die Bildungspolitik hoffentlich noch aktiver beeinflussen können, damit diese sich wieder am Wohl der Kinder orientiert, ohne Ideologien und wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund.
Schon bald nahen die Sommerferien: Habt ihr Pläne zu verreisen oder geniesst ihr die warmen Temperaturen in der Schweiz?
Die Sommerferien sind für uns eigentlich immer eine Zeit, um unsere schöne Schweiz zu geniessen und zu bereisen. Die Schweiz ist ein so vielfältiges Land und jeden Sommer entdecken wir bei unseren zahlreichen Ausflügen immer wieder neue wunderschöne Orte in der Schweiz.
Liebe Johanna, vielen Dank für das Gespräch!
