Stille Rebellion im Klassenzimmer

Wie gehen wir mit Kindern um? Wie fördern wir ihre Kreativität? Fördert unser Schulsystem Kreativität oder schränkt es sie sein? Der Autor gibt in diesem Buch zahlreiche Einblicke, wie Kinder auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereitet werden können und wie man ihre Begeisterung zum Lernen wecken kann. Er zeigt aber auch, welche Tücken das Schulsystem bereithält, wie anfängliche Begeisterung von begabten Kindern in Langeweile umschlagen kann und wie schnell Frust und Zwang demotivierend wirken können. Lebendigkeit ist Kindern angeboren. Sehr oft wird diese Lebendigkeit aber schon gegenüber den Eltern unterdrückt, weil Kinder glauben, den Anforderungen der Eltern nur zu genügen, wenn sie funktionieren, wobei dieses „funktionieren“ mit „gehorchen“ gleichgesetzt wird. Kinder sind sehr kreative Wesen. Allerdings treffen in den Klassen der Schulen Kinder aufeinander, die völlig unterschiedliche Lernfähigkeiten oder Lerngeschwindigkeiten aufweisen. Die große Kunst besteht darin, Kinder, die früher mit einer Aufgabe fertig sind, weiter zu beschäftigen, damit ihnen nicht langweilig wird, ohne die langsameren Kinder zu frustrieren. Fährmann gelingt dies auf beeindruckende Weise, indem er die schnelleren Kinder auffordert, sich zum Beispiel weitere Aufgaben auszudenken oder selbst Aufgaben für die Klasse zu gestalten. Die Beispiele in diesem Buch sind beeindruckend. Sie zeigen aber auch, dass uns bei entsprechendem Engagement von Lehrkräften um unser Bildungssystem nicht bange sein muss.

"Das Buch habe ich mit Interesse gelesen und kann mich an vielen Stellen wiederfinden. Es ist klasse, welches Gespür bzw. welche Empathie der Autor gegenüber den anvertrauten Kindern und Jugendlichen entwickelt und sie auf ihrem Lebensweg ein Stück weit konstruktiv begleitet. Die Sammlung ausgewählter Erfahrungen spiegelt sich in dem Buch, das zum Nachdenken und Reflektieren einlädt. Gut gelungen finde ich die Einstreuung von Erlebnissen und Erfahrungen mit Kindern sowie den Versuch, den Raum der Mitte zu erklären und mit Quellen zu belegen. Eine Sammlung an Übungen für Eigenversuche bzw. zur Entwicklung von Offenheit und Flexibilität schließt das Buch ab.Der Text bzw. die Überlegungen müssen unter die Leute, denn der Autor beschreibt nicht nur die Haltung, sondern auch den Zugang zu Kindern und zu sich selbst, die vor allem auch für die sonderpädagogische Arbeit entscheidend ist. Daher würde ich Studierenden die Lektüre sehr empfehlen. Wie gesagt, ich finde mich an vielen Stellen wieder.Beeindruckend sind die einfühlsamen Beobachtungen und Beschreibungen von Kindern in den skizzierten Fallvignetten bzw. Blitzlichtern aus der Erziehungs- und Bildungspraxis. Ausgehend von konkreten Beispielen werden Theoriebezüge hergestellt, auf die genannten Quellen verwiesen sowie Anregungen und Tipps für Lehrkräfte und Eltern für den Umgang mit Kindern in herausfordernden Situationen formuliert. Konkrete Beispiele illustrieren die Ausführungen im Text.Es wird deutlich, dass der Verfasser über vielfältige Praxiserfahrungen und einen selbstkritischen sowie selbstreflexiven Umgang damit verfügt. Stets wird versucht, das Kind als gesamte Person und in seinem Umweltbezug mehrperspektivisch zu betrachten, um daraus Lösungsansätze bzw. Handlungsmöglichkeiten in erzieherischen Settings abzuleiten.Die vorgeschlagenen Maßnahmen berücksichtigen die unterschiedlichen Lernkanäle der Kinder und orientieren sich an einem lebensnahen und kindgerechten Unterricht, der alle Sinne berücksichtigt. Darüber hinaus werden Hinweise zur Gestaltung eines altersadäquaten Unterrichts unterbreitet, der Kinder ernst nimmt und ihnen - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - Verantwortung überträgt und Teilhabemöglichkeiten anbietet.

Fazit:
Insgesamt handelt es sich um ein lesenswertes Buch, das sich zwischen wissenschaftlichen Publikationen zur Erziehung und Bildung sowie der konkreten Unterrichtspraxis bewegt. Bewusst wurde es als Ratgeber angelegt und löst diesen Anspruch auch ein. Für angehende Lehrkräfte könnte es hilfreich sein, sie für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen zu sensibilisieren, sie als Person und in ihren Lebenslagen bewusst wahrzunehmen, sich selbst und die Eigenanteile im Erziehungs- und Bildungsprozess kritisch-konstruktiv zu reflektieren und damit handlungsfähig in herausfordernden Situationen zu werden."
Werner Bleher, Reutlingen
Prof. i. R. Dr.