Alex Hürzelers Unlust, die Pandemie aufzuarbeiten
Symbolpolitik: Der Aargauer Regierungsrat, unter ihnen Bildungsdirektor Alex Hürzeler (ganz links), hinter der Maske auf Tuchfühlung. (Bild: Kanton Aargau)
Das Lehrernetzwerk Schweiz hat den Aargauer Bildungsdirektor Alex Hürzeler aufgefordert, seine Corona-Politik in einem Interview aufzuarbeiten und wollte ihm auch eine Chance geben, sich für Fehler zu entschuldigen. Denn das Eingestehen von Fehlern ist immer ein Zeichen von Grösse. Doch der Regierungsrat sagt kurz vor dem Ende seines politischen Amtes – für uns leider wenig überraschend: «Ich stelle mich nicht zur Verfügung.»
Der Hintergrund unserer Anfrage: Das Lehrernetzwerk hatte während der Pandemiezeit die Coronamassnahmen des Bildungsdirektors kritisiert und auf Studien verwiesen, welche belegten, dass Hürzelers Massnahmen für die Kinder schädlich sind.
Inzwischen bestätigen auch die Protokolle des Robert-Koch-Instituts schwarz auf weiss, was das Lehrernetzwerk Schweiz schon 2021 moniert hat:
- Die von Alex Hürzeler an den Schulen eingeführte Maskenpflicht hatte keine wissenschaftliche Grundlage. Dennoch erweiterte er die Maskentragpflicht im Dezember 2021 auf die Kinder in den ersten vier Primarschulklassen.
- Eine Pandemie der Ungeimpften hat es nie gegeben. Schon gar nicht waren die Schulkinder Treiber der Pandemie.
- Die umstrittenen und in ihrer Wirkung schnell abklingenden mRNA-Impfungen haben keinen Schutz vor Übertragung geboten.
Deshalb waren auch die Aufrufe im Kanton Aargau, die Kinder impfen zu lassen und die Massentests an den Schulen, verfehlt und haben unnötig erheblichen Schaden angerichtet bei den Jugendlichen.
Über diese Punkte hätte das Lehrernetzwerk Schweiz gerne mit Alex Hürzeler gesprochen. Doch offenbar ist Verweigerung sein alternatives Regierungsprogramm:
- Er wollte sich schon damals nicht mit den Lehrern an einen Tisch setzen, um die umstrittene Maskenpflicht für Erstklässler zu überdenken.
- Jetzt verweigert er auch gegenüber dem Lehrernetzwerk mit seinen rund 6000 Mitgliedern ein Interview zum Thema Aufarbeitung seiner Corona-Massnahmen.
Für Alex Hürzeler ist der Aufarbeitungsprozess seit September 2022, seit seinem Votum im Aargauer Grossen Rat, abgeschlossen. Er verweist auf den Aargauer «Corona-Bericht». Aber: Dieser signalisiert, dass der Reflexionsprozess nicht abgeschlossen ist: «Weiterer Handlungsbedarf wird mittel- und langfristig angegangen», heisst es.
Beschränkte Reflexion
Alex Hürzelers Reflexion über die Coronamassnahmen sieht gemäss Bericht denn auch folgendermassen aus:
Gut 90 Prozent des Berichts ist keine Reflexion, sondern ein Zustandsbeschrieb der Aargauer Pandemiepolitik. Zur umstrittenen Impfkampagne unter Schulkindern heisst es beispielsweise: «Zugenommen hat in dieser Zeit der Anteil geimpfter Personen bei den 12- bis 19-Jährigen. Dazu beigetragen hat die zum Schuljahresbeginn 2021/22 gestartete Impfkampagne an den Mittelschulen und den Berufsfachschulen.»
- Eine Bewertung dieser teuren Kampagne findet nicht statt
- Die Wirkung der Kampagne auf die Pandemie wird nicht gemessen.
- Potenzielle Impfschäden werden nicht in Erwägung gezogen.
Zur Maskenpflicht ab der ersten Klasse findet sich kein einziges Wort. Die Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Sprachentwicklung der Kinder kommt nicht zur Sprache. Der Zusammenhang zwischen dem dramatischen Anstieg von Kindern in psychiatrischer und psychologischer Betreuung als Folge der Isolationspolitik unter Jugendlichen ist nicht thematisiert worden.
Sehen Reflexion und Aufarbeitung so aus?
Zumindest hat der Aargauer Bildungsdirektor eingesehen, dass das Massentesten, das sogenannte repetitive Testen, sinnlos und teuer war. Doch die folgende entsprechende Handlungsempfehlung lässt sich auch als Empfehlung zum Nicht-Handeln interpretieren:
«Die Erfahrungen mit dem repetitiven Testen während der Covid-19-Pandemie waren gemischt. Der Kanton Aargau prüft nach Rücksprache mit dem Bund und den anderen Kantonen das repetitive Testen vertieft auf seine Nützlichkeit als Instrument zur Bekämpfung einer Pandemie.»
Das Parlament ist mit den Akteuren sehr nachsichtig umgegangen. Man attestiert den Akteuren, «bei einem lückenhaften Bild, nach bestem Wissen und Gewissen entschieden zu haben und bezeichnet dies als «problemlösungsorientierte Führungsarbeit». Eine Minderheit, zu der sich die Grossrätin Maya Meier (SVP) zählt, macht die Faust im Sack: «Es ist aus meiner Sicht falsch, nur zu beurteilen, ob die Krisenorganisation rein organisatorisch funktioniert hat. Reflektieren heisst, sich zu fragen, was der Regierungsrat ganz direkt mit Massnahmen und Verordnungen oder aber indirekt via Vernehmlassungen und Medien oder via Konferenzen wie zum Beispiel der GDK (Gesundheitsdirektorenkonferenz) während der Coronapandemie tatsächlich erreicht oder vielleicht angerichtet hat.»
Der Wille, die Pandemie aufzuarbeiten, ist bei den Akteuren jedenfalls gering. Um es mit den Worten von alt Bundesrat Ueli Maurer zu erklären: «Niemand möchte heute eine Zwei auf dem Rücken haben.»
Das Lehrernetzwerk Schweiz wird die weiteren Entwicklungen der Gesundheitspolitik und ihre Auswirkungen auf die Schule kritisch verfolgen und dokumentieren. Auch werden wir uns weiterhin tatkräftig einsetzen und besorgten Lehrern und Eltern mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn der Staat in übergriffiger Weise die ihm anvertrauten Schüler und Schülerinnen mit kruden Massnahmen drangsaliert. Insbesondere auch mit Blick auf Weltgesundheitsorganisation (WHO), die bestrebt ist, eine Pandemiepolitik international diktieren zu können und das Selbstbestimmungsrecht der Länder mit föderalistischen Strukturen einzuschränken.