Ein herzerwärmender Nachmittag unter Lehrerinnen und Lehrern

29. Oktober 2021

Sonntag, der 24. Oktober war ein strahlend schöner Tag. Einer Einladung des Lehrernetzwerks Schweiz folgend fuhr ich nach Schöftland zum Cinema8. Dort wurde ich freundlich empfangen und mit einem Kleber mit meinem Vornamen und dem Kantonswappen (BS/BL) gekennzeichnet. Ich schaute mich unter den schon vorhandenen Gästen um, konnte aber niemanden mir Bekanntes finden. Ich setzte mich an einen Tisch in der Sonne, um der Dinge zu harren, die da kommen sollten. Ein Ehepaar aus dem Zürcher Oberland mit einer quicklebendigen kleinen Tochter setzte sich zu mir. Während der Vater der Tochter nachrannte und sie davon abhielt, sich zwischen die umherstehenden Gruppen zu stürzen, sprach mich seine Frau an. Ich erzählte ihr, dass ich schon längst pensioniert sei – zuletzt mit einem halben Pensum als Kleinklassenlehrer an einer Einführungsklasse tätig. Als ich ihr sagte, dass ich in zwei Wochen meinen zweiundachtzigsten Geburtstag feiere, fand sie es sehr bewundernswürdig, dass ich trotzdem zu diesem Anlass kam.
Der Anlass, zu dem über 150 Lehrerinnen und Lehrer gekommen waren, war das erste Treffen von Mitgliedern des Lehrernetzwerks Schweiz, zu dem wir auf der Terrasse des Cinema8 vom Gründer und Präsidenten Jérôme Schwyzer begrüsst wurden. Wie er sagte, gehören zu den über 2500 Mitgliedern Frauen und Männer aus allen Parteien und allen Regionen der Schweiz. «Was uns eint, ist unsere Sorge um das Kindeswohl angesichts der immer strenger werdenden Corona-Massnahmen.»

Dem Verein geht es um die Vernetzung und gegenseitige Unterstützung gleichgesinnter Lehrpersonen, um die Rechtshilfe, soweit nötig und möglich und um den Aufbau alternativer Schulungsmöglichkeiten. Dank der Zusammenarbeit mit verwandten Organisationen soll eine breite Basis für einen kindgerechten Umgang mit den Bedrohungen durch Corona geschaffen werden. Wichtig ist vor allem die Bildung von kantonalen Regionalgruppen, da die Schulangelegenheiten kantonal unterschiedlich geregelt werden. Es ist auch ein Elternnetzwerk im Entstehen, und mit gezielten Petitionen, Eingaben und offenen Briefen soll Missständen entgegengewirkt werden.

Nach den Erklärungen des Präsidenten und zweier Vorstandsmitglieder hatten die anwesenden Lehrpersonen Gelegenheit, über ihre Erfahrungen zu sprechen, Fragen zu stellen und Ideen einzubringen. Besonders gefallen hat mir die Mitteilung eines Schulleiters, der sagte, Konfrontation bringe nur Gegendruck. Er habe am ehesten Erfolg, wenn er darauf poche, dass die Gemeinsamkeit der Schule wichtig sei, und er nicht zulassen wolle, dass Geimpfte gegen Ungeimpfte, Getestete gegen Ungetestete usw. ausgespielt würden.

Nach diesem «offiziellen» Teil traf man sich im offenen Hof zu Getränken, Kartoffelsalat und Zutaten, die an drei Grillstellen gebraten werden konnten. Was mir bei allen Gesprächen, die ich führen konnte, auffiel, war das Unverständnis, auf das offenbar alle etwas kritischer eingestellten Zeitgenossinnen und Zeitgenossen stiessen, wenn sie versuchten, Kolleginnen und Kollegen, Verwandte oder Freunde auf die Problematik der Corona-Massnahmen anzusprechen. Umso wichtiger ist es, in diesem Verein verständnisvolle Ansprechpartner zu finden, sich gemeinsam gegen ungerechte und ungerechtfertigte Vorverurteilungen zu wehren und gemeinsam für das Wohlergehen Aller, insbesondere der uns anvertrauten Kinder, einzustehen.

Nach einem herzerwärmenden (nicht nur von der Sonne und den Grillfeuern!) Nachmittag verabschiedete ich mich – vom Basler Regionalleiter sogar mit einem «free hug» – und fuhr sehr zufrieden wieder nach Hause.

Matthias Güldenstein

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